Ciao, ich bin Ina. Gemeinsam mit Antonio leite ich seit diesem Januar die Cilentano GmbH. Bereits seit 2012 bin ich Teil des Unternehmens und wollte nun die Gelegenheit ergreifen, um Cilentano einen eigenen Stempel aufzudrücken. Dass am Ende wir diejenigen sein werden, die von Corona einen Stempel aufgedrückt bekommen, damit hatten wohl wir alle nicht gerechnet als wir uns am Silvesterabend glücklich und voller Vorfreude auf 2020 in den Armen lagen.
Die erste Corona-Welle: „Die Lombardei liegt doch im Norden!“
Als die erste Corona-Welle über Italien schwappte, waren wir unterwegs im Cilento. Es ging uns nicht anders als den Cilentani als wir die Nachrichten aus Codogno hörten. Sie blickten zwar mit Sorge gen Norden, trösteten sich jedoch damit, dass das Coronavirus weit genug von ihnen weg war.
Doch was einmal in Gang war, war nicht mehr aufzuhalten. Grenzen wurden nach und nach geschlossen, Italien stand still, Corona zog ungeniert weiter in die europäischen Nachbarstaaten.
Zwar konnte der Cilento sowie der gesamte Süden Italiens die Ausbreitung des Coronavirus abwenden, den Lockdown jedoch nicht. Gebannt und manchmal fassungslos verfolgten wir die Nachrichten, Sondersendungen, die Pressekonferenzen der Regierung aus Rom und die des Auswärtigen Amtes. Das Wirrwarr aus sich stetig ändernden italienischen und deutschen Verordnungen war an manchen Tagen geradezu perfekt. Mit jeder neuen Corona-Meldung stieg zudem die Unsicherheit bei uns und bei unseren Kunden.
Corona! „Was sollen wir jetzt tun?“
Es war wohl die Frage, die uns am häufigsten zwischen März und Mai gestellt wurde. Doch gab es für die Corona-Pandemie kein Patentrezept. Wir holten unsere Vertragspartner in Italien mit ins Boot. Aufgrund der dramatischen Lage im eigenen Land waren sie zum einen für das Thema Corona extrem sensibilisiert und zum anderen sehr verständnisvoll hinsichtlich der individuellen Anliegen unserer Kunden. Wir suchten nach praktikablen, fairen und oft auch nach kompromissbereiten Lösungen.
Auch wir mussten uns Corona anpassen: kürzere, versetzte Arbeitszeiten, um uns selbst vor der Krankheit zu schützen und das bei gleichbleibendem Arbeitsaufkommen. An den Werktagen wollten wir auf jeden Fall telefonisch erreichbar bleiben. Es waren keine einfachen Monate und die Konfrontation mit Unsicherheiten und Ängsten von allen Seiten war sehr oft sehr belastend.
Cilento: Urlaub trotz Corona
Am 03. Juni kam die lang ersehnte Nachricht, dass Reisen in und nach Italien wieder möglich waren. Es war vor allem auch eine Erlösung für die Menschen vor Ort, denen während des drei Monate währenden Lockdowns viel mehr abverlangt wurde als uns. Ihr Bewegungsradius beschränkte sich oft auf wenige Meter um das eigene Haus. Hinzu kamen Existenzängste, Sorge um ältere Familienanghörige und erste psychische Auswirkungen des langen Corona-Lockdowns.
Für die Cilentani wurde es dann „un‘estate italiana“, ein durch und durch italienischer Sommer. Sprich Italien hat Urlaub im eigenen Land gemacht. Auch die Brennerautobahn füllte sich wieder rasch mit Italien-Urlaubern aus dem Norden. Viel öfter als vor Corona wurde mit dem eigenen Auto nach Süditalien gereist. Wir selbst gehörten Anfang Juli dazu.
Der italienische Sommer half den Cilentani in jedem Fall über die Auswirkungen des ersten Lockdowns hinweg. Mancherorten arbeiteten Restaurants und Hotels mehr als jemals zuvor.
„Cilento Covid Free“
Die Cilentani hatten sich auf Corona eingestellt und befolgten die gängigen Hygienekonzepte. Einige Ferienhäuser ließen sich ihre Hygienemaßnahmen gar zertifizieren.
Dass der Landstrich bis dato beinah unberührt vom allgemeinen Infektionsgeschehen im Land war, darauf war man stolz. Im Juni kursierte allerorten der Slogan „Cilento Covid Free“, mit dem man für Urlaub im Cilento warb. Mit dem nüchternen Blick eines Außenstehenden erweckte es manchmal aber den Eindruck, als wäre die Corona-Pandemie für einige Cilentani eine ferne Realität.
Vereinzelt lokal auftretende Infektionen brachten nach und nach jedoch die Gewissheit und die Einsicht, dass „Covid Free“ doch eher ins Reich der Utopien gehört. Dem sommerlichen Urlauberansturm auf den Cilento hat das jedoch keinen Abbruch getan. Der Urlaub am Meer fand statt und wer sich genauso vernünftig und rücksichtsvoll an Maske und Abstand hielt wie zu Hause, konnte ihn trotz Corona relativ unbeschwert genießen und gesund nach Hause zurückkehren.
Cilento im Corona-Risikogebiet Kampanien
Nachdem der Cilento sich den ganzen Sommer über so gut gegen das Coronavirus geschützt hatte, mutet es beinah ironisch an, dass Kampanien und mit ihm der Cilento Mitte Oktober als eine der ersten Regionen Italiens als Risikogebiet eingestuft wurde. Es ist der Großraum Neapel, in dem die Pandemie an Dynamik gewonnen hat. Im Cilento selbst hat sich unter Coronagesichtspunkten seit dem Sommer nichts grundlegend verändert.
So tun wir es also den Cilentani gleich und üben uns in „pazienza“ (Geduld) während wir – besser vorbereitet – dem kommenden Sommer mit mehr Unbeschwertheit und weniger Corona entgegenblicken.