Ein Wandertag mit Salvatore – Cilentano zieht die Wanderschuhe an

Salvatore Calicchio war einfach ein Original. Leider verstarb er unerwartet im Februar 2023. Um an ihn zu erinnern, möchten wir diesen, zu seinen besten Zeiten, verfassten Artikel dennoch unverändert erhalten und von einem schönen Wandertag im Cilento erzählen.

Dem südländischen Charme unseres langjährigen Wanderführers konnten wir uns nie entziehen. Darum kamen wir im Herbst 2017 nicht umhin, die Wanderschuhe fest zu schnüren und mit Salvatore auf eine neue (kleine) Tour durch den Cilento Nationalpark gehen.

Salvatores Reich war die malerische wie einzigartige Küstenregion zwischen den zwei Landspitzen Kap von Palinuro und Punta Infreschi. Dass ihr geologischer Ursprung identisch mit dem der Amalfiküste und der Insel Capri ist, ist ein Fakt, den Professore Salvatore auf seinen Wanderungen unablässig zitierte.

Man(n) kann es schließlich nicht oft genug sagen: Die südliche Cilentoküste steht der berühmten Amalfiküste in Sachen Natur, Steilküste und Panorama in nichts nach.

 

Salvatore führt uns auf die Molpa

Startpunkt unserer Tour ist der Arco Naturale bei Palinuro.

Am letzten Oktobertag trafen wir uns also mit Salvatore und seiner späteren Ehefrau Katharina vor den Toren Palinuros, um vom Arco Naturale an der Mingardo-Mündung hinauf auf die Molpa zu steigen. Genau an diesem Punkt beginnt sich das Kap von Palinuro weit auf das tiefblaue Meer hinaus zu schieben.

Zunächst blieben wir jedoch am Strand und labten uns an einem liebevoll zubereiteten Picknick. Katharina kredenzte uns die am Morgen gebackene „Torta salata“, gefüllt mit Mangold, Oliven und gesalzenen Sardellen – alles rein cilentanisch, sogar das Mehl hatte Salvatore selbst gemahlen.

Die kleinen Mozzarella-Bocconcini kamen von der Tenuta Barlotti aus Paestum, die herzhafte Salami aus Camerota, die gekochten Esskastanien hatte Salvatore einen Tag zuvor an seiner Schutzhütte gesammelt und die fruchtig süßen Granatäpfel stammten aus dem heimischen Garten. Dazu ein Schluck Hauswein der Familie… Buonissimo!

Salvatore und Matthias blicken die Küste entlang Richtung Ascea.

Mit vollem Magen brachen wir auf und waren mehr als froh über den anstehenden Verdauungsspaziergang. Schritt für Schritt ging es hinauf durch die karger werdende Mittelmeermacchia, die der außergewöhnlich trockene Sommer sichtlich geprägt hatte.

Je höher wir auf dem schmalen Pfad stiegen, desto atemberaubender wurde das Panorama. Am Himmel zeigten sich einige Wolken, doch das Meer strahlte uns dafür in intensiven Blautönen entgegen.

Keinerlei Zivilisationsgeräusche waren hier zu vernehmen, nur das näher kommende Läuten einer Kuhglocke. Kurz unterhalb des Kamms entdeckten wir die zwei Musikanten, gut getarnt zwischen Büschen und Sträuchern. Das Muttertier und sein Kalb ließen uns gewähren und wir setzten unseren Weg auf dem karstigen Boden der Molpa fort.

 

Ein Stück Geschichte am Kap von Palinuro

Salvatore führte uns weiter zu einem Aussichtspunkt, vom dem wir die Steilküste hinab auf eine idyllische Sandstrandbucht an der Südseite des Capo Palinuro blickten. Hier lernten wir etwas mehr über die lange Geschichte des Cilento.

Schritt für Schritt eröffnet sich das Panorama vor unseren Augen.

Die Bucht diente von der Römerzeit und bis hinein ins Mittelalter als Hafen. Handelsschiffe legten hier auch darum regelmäßig an, weil eine versteckte Süßwasserquelle die Möglichkeit bot, ihre Wasservorräte aufzufüllen.

Die Waren wurden schließlich, so klärte uns Salvatore auf, über den Landweg bis in das Vallo di Diano transportiert. Aus dieser Zeit stammen die Überreste des alten Kastells und der Kirche auf dem Kamm der Molpa, die wir anschließend passierten. Sie waren Teil des hiesigen, kleinen Handelsstützpunktes mit einem strategisch günstigen Blick auf das Meer und das Hinterland des Cilento.

Am höchsten Punkt der Molpa blicken wir auf den antiken Hafen, der heute vor allem ein wunderschöner Badestrand ist.

Einen Augenblick genossen wir noch die Stille und das Meerespanorama. Dann nahmen wir den Weg auf der anderen Seite der Anhöhe, der uns schließlich wieder hinab zum Arco Naturale führte. Das Blau des Meeres verlor sich langsam aus unserem Blick, langsam setzte die Dämmerung ein.

Nicht zu Fuß, sondern mit dem Auto steuerten wir eine nahegelegene Bar an, um uns ganz italienisch von Salvatore und Katharina zu verabschieden – nämlich mit einem kurzen, starken Caffè und due baci (zwei Küsschen).