Salvatore Calicchio ist einfach ein Original. Und – ganz unter uns – auch wir können uns dem Charme unseres langjährigen Wanderführers nicht entziehen. Darum kamen wir im Herbst nicht umhin, die Wanderschuhe fest zu schnüren und mit Salvatore auf eine neue (kleine) Tour durch den Cilento Nationalpark gehen.
Salvatores Reich ist die malerische wie einzigartige Küstenregion zwischen den zwei Landspitzen Kap von Palinuro und Punta Infreschi. Dass ihr geologischer Ursprung identisch mit dem der Amalfiküste und der Insel Capri ist, ist ein Fakt, den Professore Salvatore auf seinen Wanderungen unablässig zitiert.
Man(n) kann es schließlich nicht oft genug sagen: Die südliche Cilentoküste steht der berühmten Amalfiküste in Sachen Natur, Steilküste und Panorama in nichts nach.
Salvatore führt uns auf die Molpa
Am letzten Oktobertag treffen wir uns also mit Salvatore und seiner Lebensgefährtin Katharina vor den Toren Palinuros, um vom Arco Naturale an der Mingardo-Mündung hinauf auf die Molpa zu steigen. Genau an diesem Punkt beginnt sich das Kap von Palinuro weit auf das tiefblaue Meer hinaus zu schieben.
Zunächst bleiben wir jedoch am Strand und laben uns an einem liebevoll zubereiteten Picknick. Katharina kredenzt uns die am Morgen gebackene „Torta salata“, gefüllt mit Mangold, Oliven und gesalzenen Sardellen – alles rein cilentanisch, sogar das Mehl hat Salvatore selbst gemahlen.
Die kleinen Mozzarella-Bocconcini kommen von der Tenuta Barlotti aus Paestum, die herzhafte Salami aus Camerota, die gekochten Esskastanien hat Salvatore einen Tag zuvor an seiner Schutzhütte gesammelt und die fruchtig süßen Granatäpfel stammen aus dem heimischen Garten. Dazu ein Schluck Hauswein der Familie… Buonissimo!
Mit vollem Magen brechen wir auf und sind mehr als froh über den anstehenden Verdauungsspaziergang. Schritt für Schritt geht es hinauf durch die karger werdende Mittelmeermacchia, die der außergewöhnlich trockene Sommer sichtlich geprägt hat.
Je höher wir auf dem schmalen Pfad steigen, desto atemberaubender wird das Panorama. Am Himmel zeigen sich einige Wolken, doch das Meer strahlt uns dafür in intensiven Blautönen entgegen.
Keinerlei Zivilisationsgeräusche sind hier zu vernehmen, nur das näher kommende Läuten einer Kuhglocke. Kurz unterhalb des Kamms entdecken wir die zwei Musikanten, gut getarnt zwischen
Büschen und Sträuchern. Das Muttertier und sein Kalb lassen uns gewähren und wir setzen unseren Weg auf dem karstigen Boden der Molpa fort.
Ein Stück Geschichte am Kap von Palinuro
Salvatore führt uns weiter zu einem Aussichtspunkt, vom dem wir die Steilküste hinab auf eine idyllische Sandstrandbucht an der Südseite des Capo Palinuro blicken. Hier lernen wir etwas mehr über die lange Geschichte des Cilento.
Die Bucht diente von der Römerzeit und bis hinein ins Mittelalter als Hafen. Handelsschiffe legten hier auch darum regelmäßig an, weil eine versteckte Süßwasserquelle die Möglichkeit bot, ihre Wasservorräte aufzufüllen.
Die Waren wurden schließlich, so klärt uns Salvatore auf, über den Landweg bis in das Vallo di Diano transportiert. Aus dieser Zeit stammen die Überreste des alten Kastells und der Kirche auf dem Kamm der Molpa, die wir anschließend passieren. Sie waren Teil des hiesigen, kleinen Handelsstützpunktes mit einem strategisch günstigen Blick auf das Meer und das Hinterland des Cilento.
Einen Augenblick genießen wir noch die Stille und das Meerespanorama. Dann nehmen wir den Weg auf der anderen Seite der Anhöhe, der uns schließlich wieder hinab zum Arco Naturale führt. Das Blau des Meeres verliert sich langsam aus unserem Blick, langsam setzt die Dämmerung ein.
Nicht zu Fuß, sondern mit dem Auto steuern wir eine nahegelegene Bar an, um uns ganz italienisch von Salvatore und Katharina zu verabschieden – nämlich mit einem kurzen, starken Caffè und due baci (zwei Küsschen).
Auch Sie möchten einmal mit Salvatore durch den Nationalpark Cilento wandern? Diese Gelegenheit bietet sich im Frühling und im Herbst. In kleinen Gruppen von 6 bis 16 Personen geht es zu Fuß durch den südlichen Cilento mit gelegentlichen Abstechern in die langen Traditionen der lokalen Landwirtschaft und Lebensweise. Detaillierte Informationen gibt es hier!